Montag, 18. Januar 2021
Notfallzulassung für das Pflanzenschutzmittel Cruiser 600 FS genehmigt
Wie am vergangenen Wochenende erst öffentlich bekannt wurde, hat das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft kurz vor Weihnachten eine Notfallzulassung für das Pflanzenschutzmittel Cruiser 600 FS genehmigt.
Auch Rheinland-Pfalz darf jetzt 1.050 Liter des für Insekten hochtoxischen Neonicotinoids für die Beizung des Zuckerrübensaatgutes nutzen und auf eine Fläche von insgesamt 12.700 ha in den Boden einbringen. Verantwortlich hierfür ist das Kabinett um Dr. Volker Wissing. Vertragsbauern der Zuckerrübenfabrik in Offstein werden sehr wahrscheinlich auch in unserer Region dieses Saatgut einsetzen.
Der Wirkstoff ist hochgiftig und im Boden so schwer abbaubar, dass im Jahr der Ausbringung und im Folgejahr (!) keine blühenden Kulturen mehr auf diese Flächen angebaut werden dürfen. Selbst blühende Unkräuter müssen totgespritzt werden.
Imker sollen kurz vor der Aussaat lapidar informiert werden, eine genauere Standortangabe erfolgt nicht. Die Bienenzüchter sind de facto gar nicht in der Lage, ihre Völker vor der Aussaat in Sicherheit zu bringen. Und wenn doch, wäre noch zu klären, wie lange die Bienen entfernt werden müssen – ist doch wissenschaftlich bewiesen, dass Zuckerrübenjungpflanzen Guttationswasser absondern und diese Ausscheidung ebenfalls hochtoxisch ist.
Wir werden also dieses Jahr mit massiven Insektenverlusten zu rechnen haben. Der Schaden der Imker wird sicherlich erfasst werden – die Schäden in der Natur und bei den wildlebenden Insekten wird aber unerkannt bleiben.
Übrigens: Schon zwei nicht in den Boden eingebrachte Zuckerrübensamen töten nach der Nahrungsaufnahme auch einen Vogel – 500 Millionen solcher Samen sollen alleine in Rheinhessen ausgesät werden…!
Der Imkerverband RLP hat gemeinsam mit der Aurelia-Stiftung und dem Berufs- und Erwerbsimkerbund bereits als erste Maßnahme einen offenen Brief an die Bundesministerin Julia Klöckner gesendet. Weitere Maßnahmen zur Verhinderung der Ausbringung des hochtoxischen Saatgutes sind in Planung.
Der Imkerverein Worms und Umgebung unterstützt diese Gegenmaßnahmen vollumfänglich und fordert die Landwirte dazu auf, sich nicht in die Abhängigkeit der Pflanzenschutzindustrie zu begeben.
Worms, 18.01.2021
Vorstand Imkerverein Worms und Umgebung